IFWK über die Tatsache, dass bereits 12 % der Führungskräfte ein Suchtproblem haben
Während von der Gesamtbevölkerung „nur“ rund 3 Prozent ein Suchtproblem haben, liegt der Anteil bei Führungskräften bei 12 Prozent. Neben den klassischen stoffgebundenen Süchten wie Alkohol, Medikamente und Drogen, steigt der Anteil der sogenannten „nicht stoffgebundenen Süchte“, wie Arbeits-, Internet-, Kauf-, Sex- und Spielsucht. Das Internationale Forum für Wirtschaftskommunikation (IFWK) hat sich dieser Problematik angenommen und mit Primarius Dr. Roland Mader vom Anton Proksch Institut, Wien, bei einem Vortrags- und Diskussionsabend im Casino Wien über mögliche Auswegszenarien für Betroffene diskutiert.
Die Erwartungshaltung an Führungskräfte wurde in den letzten Jahren immer höher. Wie der Präsident des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK), Rudolf J. Melzer, einleitend betonte, stehen die Leute an der Spitze heute massiver unter Druck denn je: „Wir müssen täglich Energie, Vitalität, Kraft und Ausdauer vermitteln und sollten trotzdem entspannt wirken.“
Überstunden nicht ausbezahlen lassen, sondern „Freizeit“ konsumieren
„Vielarbeit ist oft die Voraussetzung für beruflichen Erfolg, der Vielarbeiter ist der Wunschmitarbeiter vieler Arbeitgeber“, skizziert Primarius Roland Mader das durchaus realistische Alltagsbild unserer mitteleuropäischen Leistungsgesellschaft. Um einer drohenden Arbeitssucht vorzubeugen, rät der Psychiater, sich Überstunden und Urlaubstage nicht ausbezahlen zu lassen, sondern sie durch echte Freizeit abzubauen. „Realistische Zielvereinbarungen, gute Teamentwicklung und soziale Unterstützung tragen ebenfalls zur Suchtprävention bei.“
Bei der Spielsucht sind ähnlich wie bei der Sexsucht eher Männer betroffen. Vier von fünf Automatenspielern sind zwischen 18 und 35 Jahre alt, jeder 20. Spieler (außerhalb von Casinos) ist minderjährig. 19 Prozent der Spielsüchtigen widmen sich Sportwetten, Tendenz stark zunehmend, ebenfalls zunehmend ist die Zahl Kartenspiel-Süchtigen.
Kaufsucht: Frauen suchen soziale Identität
Bei der Kaufsucht, „Oniomanie“, ist in den letzten Jahren ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen. Frauen sind im Verhältnis 60 : 40 stärker betroffen als Männer. Die größten Zuwachsraten gibt es ebenfalls bei der eher jüngeren Zielgruppe. Das Phänomen Kaufsucht ist unabhängig von Bildung und Haushaltseinkommen festzustellen. „Frauen kaufen Dinge, die ihre soziale Identität betreffen, sie wollen also über ihr äußeres Erscheinungsbild ihren sozialen Standard und eine entsprechende Gruppenzugehörigkeit betonen. Männer kaufen Dinge, die ihre persönliche Identität betreffen. Also Waren, die Werte, Ansichten, persönliche Geschichte widerspiegeln.“
Neue Therapieformen wären wichtig
Der Wunsch nach Kommunikation und sozialer Zugehörigkeit ist einer der Beweggründe für Internetsucht, aber auch die Befriedigung der Spielsucht sowie das Ausleben sexueller Phantasien. Wie Primarius Roland Mader im Rahmen des IFWK-Forums in Wien hervorhob, ist durch das ständig steigende Angebot mit einer weiteren deutlichen Zunahme von Patienten mit nichtstofflichen Abhängigkeiten zu rechnen. Abhilfe könne nur der rasche Ausbau spezifischer Behandlungsmöglichkeiten sowie die Entwicklung von Methoden, die über klassische Abstinenz-orientierte Therapieformen hinaus reichen, schaffen. Diese Modelle müssen einen mäßigen und kompetenten Umgang mit dem Suchtmedium erlauben.